Die Geschichte umKloster Veilsdorf
 


Wie ist der Name des Klosters?
Im Volksmund wird oft vom Kloster Veilsdorf oder dem Kloster in Veilsdorf gesprochen. Alte Quellen zeigen jedoch, dass das Kloster wohl dem St. Michael geweiht war. Der ziemlich exponierte Berg der sich im Zentrum des Dorfes befindet heißt Michelsberg und war wohl schon in grauer Vorzeit eine heilige Stätte. Das Kloster selbst wird "Michelsberg", "Michelstein" oder "St. Michaelis" genannt. Mit diesem Namen reiht es sich eine Menge vieler, teils sehr bekannter, Klöster wie das bekannte Le Mont-Saint-Michel in Frankreich ein.
Auf diesen Bergen mit dem Namen Michelsberg oder Michaelisberg gab es auch in ganz Deutschland bekannte Burgen und Klöster. Es waren zumeist Berge die von Frühmorgens bis Spätabends von der Sonne umschienen waren.  St. Michael gilt als Bezwinger Satans, den er auf die Erde niederstürzte, und wurde 955 zum Schutzpatron des Ostfrankenreiches und später Deutschlands erklärt.

 

                                                                                     Zahlen und Fakten

Vermutung zur Existenz einer ersten Gebetszelle von Benediktinerinnen - 1153
Bischöfliche Confirmation - zwischen 1187 und 1189
Gründung des Benediktiner-Nonnenklosters 1189
Äbtissin Gothildis - 1237
Äbtissin Jutta - 1308
Äbtissin Adelheit von Haug - 1329-1343 - geistliche Frau und Alheit von Gotis Gnaden
Äbtissin Jutta von Heldritt - 1362-1380 - gnädige Frau
Äbtissin Margaretha von Hesburg 1398 - von Gottes Gnaden
Äbtissin Sophia Fliegerin - 1399-1410 - Ihre Gnaden/würdig Frau
Äbtissin Margaretha von Burghausen - 1416-1430 - von Gottes Gnaden
Äbtissin Katharina von Lichtenstein - 1430-1446 - von Gottes Gnaden
Umwandlung in ein Benediktinier-Mönchskloster 1446
Abt - P. Nikolas - 2. August 1446-1468 als erster Abt eingesetzt
Abt Erasmus Reusch - 1469-1494 - Er erlangte die freie Abtwahl. - würdiger Herr
Guss der, heute noch in Heldburg vorhandenen, Glocke - 1483
Abt Johannes Nestler - 1494-1498 lebte wohl weit gerne prunkvoll und musste früh resignieren. Er errichtete unter Anderem einen luxuriösen Marstall (Pferdestall)
Abt Nicolaus Kitzing - 1498-1510 - Er errichtete eine zweite, kleinere Mauer um das Klosterinnere und starb früh und plötzlich (sein Grabmal fand man wohl noch 1750 im Klostergarten)
Der letzte Abt - Johannes Zollner - 1510-1525 - Er verschönerte das Kloster wohl maßgeblich war aber auch sehr verschwenderisch und hart zu den Mönchen. Er lehnte die Reformation zutiefst ab.
1525 wurde das Kloster aufgelöst
Brand der Klosterkirche am 07.06.1570  - Bis 1729 sollen noch Gemäuer von der Kirche und dem Turm auffindbar gewesen sein. Die Steine der Kirche wurden teilweise zum Bau des Schlosses von Hildburghausen verwendet

 

                                                                        Das Kloster als heilige Stätte

Da leider nahezu nichts mehr vom Klosterareal heute existiert gibt es hier einige Vermutungen. Was jedoch noch heute eindrucksvoll existiert ist die hohe Mauer der Klosterstallung (Objekt Klosterdomäne) sowie Mauerreste auf der Südseite des ehemaligen Klosters (oberhalb der B89). In alten Quellen wird davon berichtet, dass der Klosterkomplex stattlicher Art gewesen sein soll. Das Kloster selbst wurde oft angegriffen, abgebrannt und beschädigt, weshalb es sein Aussehen im Laufe der Zeit immer wandelte. So gab es immer wieder Neubauten die das Erscheinungsbild stets beeinflussten. Unter Abt Nikolaus (1446) soll es eine große Restauration gegeben haben. So lies Nikolaus die Zellen der Conventualen erneuern welche vom Nachfolger Erasmus um neue geräumige Schlafsäle erweitert wurden. Diese Schlafsäle waren dicht bei der Kirche auf dem Michelsberg gelegen. Erasmus erneuerte auch den Kreuzgang, die Klostermühle, das Brauhaus, die Scheune und die Keller. Wie oben bereits beschrieben errichtete der Nachfolger von Erasmus, Johannes Nestler, im Südwesten einen neuen Marstall (Pferdestall). Man darf davon ausgehen, dass das Zielobjekt unseres Vereins mit diesen Ställen gleichgesetzt werden könnte. Nicolaus Kitzing errichtete die, oben bereits beschriebene, kleine Mauer von den Wohnungen der Mönche bis hin zur Kirche. Auch der Verlauf dieser Mauer dürfte heute noch nachvollziehbar sein. Der letzte Abt Johannes Zollner restaurierte weitere Bauten. Unter anderem restaurierte er den Speisesaal (Refectorium), Küche, Vorratshaus, Fremden- und Laienbrüderzimmer, links vom Eingang des eigentlichen Klosters und die Abtei.  Außerdem errichtete er ein neues, gothisches Kirchenchor, baute den Turm der Kirche und die, zuvor abgebrannte Brauerei, komplett neu auf.
Weiter wird in alten Quellen davon berichtet, dass die Wohnung des  Presbyter (Priesters) am Fuße des Michelsbergs an der Stelle errichtet war, wo vorher die kleine Gebetszelle (seit 1153) lokalisiert war. Die oben genannten Speisesäle waren so gebaut, dass sich die Mönche nicht gegenüber saßen um Ablenkung zu vermeiden. Hier sollte schließlich dem Lector Gehör geschenkt werden. Diese Speisesäle wurden auch bei Verhandlungen als Kapitelsaal verwendet und lagen wahrscheinlich im Südosten des Klosters (evtl. Nähe Brauerei). Das eigentliche Kloster umschloss ein Kreuzgang. In diesem standen an den Seiten wahrscheinlich Grabsteine kirchlicher Würdenträger. Eine interessante Geschichte, die sich seit jeher erzählt wird ist, dass es einen Gang vom Klosterkeller zum Schloß von Weitersroda gegeben haben soll. Das soll eine Wendeltreppe im Schloss und eine spezielle Stelle im Klosterkeller vermuten lassen. Wenn man sich die doch erhebliche Distanz und dazwischenliegende Landschaft ansieht kommen einem sicherlich Zweifel. Nichtsdestotrotz eine schöne Erzählung des Volksmundes.
Die Klosterkirche
Die Kirche war wohl erst romanisch und später im gotischen Stil erbaut. Die Ausrichtung war von Westen nach Osten auf dem Michelsberg (oberhalb des heutigen Klosterhof). Die Kirche war wohl recht lang und schmal gebaut und hatte einen hohen Chor im Rundbau. Unterhalb des Chor soll sich eine Krypta befunden haben. Hier wurde der Erzengel Michael geehrt und verdiente Klosterpatrone beerdigt. Am westlichen Ende war vermutlich das Atrium, durch welches die Bürger in die Kirche gelangten. Am westlichen Eingang der Kirche befand sich oberhalb die Orgel, an der nördlichen Seite des Mittelschiffs die Kanzel und das Taufbecken in der Nähe des hohen Chors. Die Altäre waren am Rand angeordnet. Die Kirche hatte wohl einen Turm an der Ostseite. Ein kleiner Eingang von Süden her ermöglichte den direkten Zugang zum Chor. Chor und Turm wurden von J. Zollner, wie oben beschrieben, erneuert. Die Glocken von 1483, durch Erasmus wurden wohl auch im erneuerten Turm eingesetzt und existieren noch heute.

 

Quelle: Dr. A. Human. Chronik von Kloster Veilsdorf - Eine Quellenstudie. Hildburghausen: F. W. Sadow und Sohn, 1882